Themenschwerpunkt 2013: Landesentwicklung für ländliche Räume, Analysen und Antworten zu Demographiewandel, Planungszielen und Strukturveränderung, Regionalentwicklung, Entwicklung von Dörfern und Städten, Bodenordnung und Landmanagement, Arbeitsprozess Flurbereinigung, 666 Seiten, Wichmann, Berlin, 2012, 98,- €, ISBN 978-3-87907-523-2
Erstmals
Der Herausgeber hebt in seiner Einleitung hervor, dass die vorgestellten Grundlagen und Modelle als Basis für individuelle Konzepte in den unterschiedlichen Regionen zu sehen sind. Prof. Dr. Thomas hatte im Jahrbuch 2010 herausgestellt (Vorwort des Herausgebers),
„… dass die Regionen unter Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen Entwicklungsziele- und Potentiale als Lebens- und Wirtschaftsraum zu erhalten und zu entwickeln sind.“
Besonders wichtig ist dem Herausgeber, „dass die interdisziplinäre Betrachtung und Zusammenarbeit
betont und ausdrücklich gefördert wird.“
Komplexe Fragestellungen, wie sie sich aus der Landesentwicklung ergeben, können nur gemeinsam mit den Akteuren und unterschiedlichen Disziplinen gelöst werden. Dabei spielen gesetzliche Grundlagen, finanzielle Spielräume aber auch die technische Umsetzung, basierend auf den Geodaten eine zentrale Rolle.
So werden die Themen vom Großen zum Kleinen, vom theoretischen und politischen Ansatz sowie aus der praktischen Arbeit von heute beleuchtet. Nicht nur unterschiedliche Ansätze der verschiedenen Bundesländer, sondern auch ein Blick über den Tellerrand hinaus, zu unseren europäischen Nachbarn werden gegeben.
Der Teil A widmet sich der Regionalentwicklung als staatliche Aufgabe. Politik, Entwicklungstrends, sowie die zentralen Handlungsfelder werden hier dargestellt, aber auch Organisation, Förderinstrumente sowie das Zusammenwirken der Akteure wird diskutiert.
Wichtige Grundlage für die weiteren Teile ist die Darstellung der zentralen Herausforderungen an die ländlichen Räume und die Dörfer, sowie die sich derzeit ergebenen Veränderungen, insbesondere aufgrund von Folgen, die sich durch den Klimawandel ergeben.
Abgerundet wird dieser Teil durch das internationale Umfeld am Beispiel der Regionalentwicklung in Frankreich und Spanien.
Im Teil B wird anschließend die praktische, tatsächliche Entwicklung in Dörfern und kleinen Städten beschrieben. Auch hier werden Ansätze für Prozesse und Instrumente aus der Praxis vorgestellt.
Der Teil C widmet sich der Bedeutung der Bodenordnung und Landmanagement mit seinen Instrumenten und aktuellen, zentralen Handlungsfeldern, die sich durch Änderungen in der Landnutzung sowie durch Nutzungskonflikte konkurrierender, wachsender Ansprüche an die ländlichen Flächen ergeben. Ergänzt wird dieser Teil durch Beispiele von unseren Nachbarn Österreich und der Schweiz.
Der letzte Teil widmet sich dem Arbeitsprozess in der Flurbereinigung. Hier wird dargestellt, wie das Instrumentarium tatsächlich umgesetzt wird. Zum ersten Mal wird in diesem Buch der Verfahrensablauf der Flurbereinigungsprojekte dargestellt, wie er heute praktiziert wird. Dabei werden nicht nur die Verfahrensschritte nach dem Flurbereinigungsgesetz dargestellt, sondern der Gesamtprozess von der rechtlichen, über die praktische bis zur technischen Umsetzung beschrieben.
Prof. Dr. Thomas begründet die gründliche Aufarbeitung in seiner Zusammenfassung folgendermaßen:
„… die Flurneuordnung ist die umfassendste und wohl konkreteste Form der Landesentwicklung in den ländlichen Bereichen, was dazu geführt hat, dass oft der Begriff „Landentwicklung“ synonym für die Flurbereinigung verwendet wird.“
Neu an diesem Werk ist die umfassende und gründliche Darstellung der gesamten rechtlichen politischen Instrumentarien der Landesentwicklung, deren Handlungsfelder sowie die Lösungsansätze und Prozesse der heutigen Praxis und zwar im internationalen, nationalen, regionalen und lokalen Kontext. Alle aktuellen Grundlagen aus verschiedenen Erfahrungen in den unterschiedlichen Bundesländern, sowie aus den Nachbarländern wurden aufgearbeitet. Dabei wird insbesondere für Nicht-Geodäten deutlich, welche zentrale Rolle Geodaten als Basis modernen Landmanagements spielen.
Der Herausgeber hebt darauf ab, dass die Komplexität des Aufgabenspektrums im ländlichen Raum weder durch einen Akteur, noch ohne die Bürger und schon gar nicht von einer Disziplin allein gelöst werden können. Allein die Tatsache, dass an den einzelnen Kapiteln unterschiedliche Autoren, Spezialisten für ihre jeweilige Disziplin, aus unterschiedlichen Fachgebieten zusammengearbeitet haben, spricht für sich.
Durch den stringenten Aufbau vom Großen ins Kleine, von der Theorie zu gängigen Praxis, bis hin zu den technischen Details im praktischen Ablauf des Flurbereinigungsprozesses, ist es gelungen, eine komplexe Aufgabe aus unterschiedlicher Sicht herauszuarbeiten.
Das Buch ist daher eine wertvolle Hilfe für den Praktiker im Landmanagement, für Lehrende und Studierende zur gründlichen Einarbeitung in den Kontext der Materie und deren Instrumente, aber auch für Entwicklungsingenieure im Bereich der Vermessungspraxis und der Geodaten.
Für die Fortentwicklung der Instrumente der Landesentwicklung im nationalen Kontext sowie für Neuentwicklungen im internationalen Bereich werden hier solide Grundlagen gelegt, um die Zusammenhänge von der Fragestellung bis hin zu praktischen Umarbeitung an der Basis verstehen zu können. Für Akteure vor Ort, wird erstmals klar und umfassend dargestellt, welche Disziplinen, Förderinstrumente und Umsetzungsstrategien für die Entwicklung ländlicher Räume realisierbar sind. Diese jedoch, wird jeder für seine regionalen und lokalen Verhältnisse selbst aus den theoretischen Grundlagen und Beispielen „bedarfsgerecht“ entwickeln müssen.
Ein vielseitiges Buch zur Unterstützung von Lösungen im ländlichen Raum, international und national ist entstanden, lesenswert für Studierende, Landmanager, Lehrende, Geodaten- und Vermessungsspeziallisten, aber auch insbesondere für alle Akteure vor Ort.
Interessant wäre noch eine übersetzte Ausgabe, um auch im internationalen, beispielsweise außereuropäischen Bereich, eine Handlungsanleitung zur Verfügung zu stellen, gerade, wenn es darum geht, die politischen, rechtlichen und technischen Zusammenhänge zu berücksichtigen.
Vermessungsdirektorin Karin Chluba,
Amtsleiterin des Amtes für Flurneuordnung und Landentwicklung Radolfzell