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Heterogene Ausgangsdaten erfordern komplexes Datenmanagement
Eine besondere Herausforderung liegt in der schier unvorstellbar großen und heterogenen Datenmenge, die verarbeitet werden muss. „Das sind zum einen Daten zur Eisenbahninfrastruktur, wie Gleisanlagen, Bahnhöfe, Schallschutzwände und Fahrplandaten der Deutschen Bahn, zum anderen aber auch Gebäude-, Gelände- und Landschaftsmodelle, Nutzungsinformationen und Einwohnerdaten aus Beständen verschiedener Bundesbehörden wie dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, dem Statistischen Bundesamt, dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie aus den einzelnen Ländern“, erklärt Markus Beck. Diese Daten stammen nicht nur aus verschiedenen Quellen, sondern sie liegen auch in unterschiedlichen Formaten, Qualitäten und räumlichen Darstellungen vor. Diese müssen miteinander in Beziehung gebracht und gegeneinander verifiziert werden, damit am Ende die Lärmkarten berechnet werden können.
Bewährtes Konsortium beim Thema Umgebungslärm
Die Disy Informationssysteme GmbH hat bereits bei Vorgängerprojekten des EBA gezeigt, dass das Unternehmen neben der fachlichen Expertise zur Lösungskonzeption und Datenaufbereitung auch über die nötigen Kompetenzen verfügt, die Gesamtumsetzung der strategischen Lärmkartierung innerhalb eines bewährten Konsortiums mit den drei Partnern Disy, Pöyry und SoundPLAN zu koordinieren. Die Prüfung der Eingangsdaten wurde zum größten Teil vom Projektpartner Pöyry Deutschland GmbH übernommen, einem Consulting- und Engineering-Unternehmen mit großem Erfahrungsschatz im Bereich Verkehrsinfrastrukturplanung, das seit 2007 in allen Stufen der strategischen Lärmkartierung in unterschiedlichen Rollen mitgewirkt hat. Aufbauend auf den ausgewerteten Fahrplandaten und den konsolidierten Hauptfahrgleisen erzeugt Pöyry algorithmisch die sogenannte „akustische Schiene”, ein 4D-Geometrieobjekt, das alle schallrelevanten Parameter vereint. Auf Basis dieser und weiterer Bahndaten, des digitalen Geländemodells und der Gebäude- und Einwohnerdaten führt Pöyry die Qualitätssicherung der schalltechnischen Ausbreitungsrechnungen durch.
Parallel dazu konzipiert entwickelt und implementiert Disy den Prozess der Datenaufbereitung, welcher die vielfältigen Ausgangsdaten in eine homogene, für die strategische Lärmkartierung weiterverarbeitbare Form überführt. Das Ergebnis ist das Schalltechnische Modell (StM), welches die Basis für die Lärmausbreitungsberechnung bildet. „Auch bei der Erstellung des StM gibt es einige konzeptionelle Herausforderungen zu meistern“, sagt Markus Beck. „Ziel ist es hier zum Beispiel, alle Gleise, die von Außenstehenden als zusammengehörig wahrgenommen werden, zu einem gemeinsamen Verkehrsweg zusammenzufassen – und das über automatisierte Rechenprozesse. Dafür haben wir mit der Disy Spatial Workbench ein Konzept zur datenbankgestützten Geodatenaufbereitung geschaffen, das sich auch auf andere Aufgabenstellungen übertragen lässt.“
Die eigentliche Berechnung der Lärmausbreitung erfolgt auf Grundlage des Schalltechnischen Modells (StM). Dazu stellt Disy die Datenbank mit dem StM zur Verfügung, auf dessen Basis der dritte Projektpartner – das Ingenieurbüro SoundPLAN GmbH mit Schwerpunkt im Bereich Lärmschutz – die Lärmausbreitung berechnet. Vorab führt SoundPLAN die sogenannte Trassenbereinigung durch, bei der die akustische Schiene in das aufbereitete digitale Geländemodell eingerechnet wird. Für die Lärmausbreitungsberechnung kommt die von SoundPLAN hergestellte, gleichnamige, weltweit eingesetzte Modellierungssoftware SoundPLAN zum Einsatz, welche Lösungen für alle Facetten der Schallausbreitung anbietet.
Bundesweite Lärmkarten für die Lärmaktionsplanung
Mitte 2017, wenn alle Berechnungen abgeschlossen sind, werden die Ergebnisse in Form von bundesweiten Rasterlärmkarten, Gebäudelärmkarten und diversen Tabellen von Disy final aufbereitet und an das EBA übergeben. Durch die Meldung dieser Daten an das Umweltbundesamt und nachfolgend die EU-Kommission sowie durch die Information der Öffentlichkeit mittels eines Kartendienstes kommt das EBA der gesetzlichen Verpflichtung aus der EU-Umgebungslärmrichtlinie nach, wonach alle EU-Mitgliedsstaaten eine entsprechende strategische Lärmkartierung durchführen und die Ergebnisse berichten müssen. Gleichzeitig verfügt das EBA damit über eine solide Basis für die weitergehende Lärmaktionsplanung.
Weitere Informationen:
- Richtlinie 2002/49/EG über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm
- Bundes-Immissionsschutzgesetz (§§ 47a ff. BImSchG)
- Informationen des Eisenbahn-Bundesamts zur Umgebungslärmrichtlinie
- Informationen zu den Dienstleistungen von Disy
- Webseite Eisenbahnbundesamt
- Webseite Pöyry Deutschland GmbH
- Webseite SoundPLAN GmbH