Raumfestpunkte sind unverzichtbare Grundlage für alle Geobasisdaten. Die Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (HVBG) legt ein flächendeckendes Netz dieser Punkte über ganz Hessen. Der tausendste Raumfestpunkt wurde nun vom Amt für Bodenmanagement Korbach in der Vöhler Gemarkung Ederbringhausen vermessen.

Er hat nur einen Durchmesser von fünf Zentimetern und liegt ebenerdig auf dem südlichen Brückenfundament der Orketalstraße über den Sasselbach. Von Fußgängern wird der Metallbolzen mit der Aufschrift „RFP Hessen“ kaum bemerkt. Welche Aufgabe der unscheinbare Punkt erfüllt, erklärt Klaus Küthe vom Amt für Bodenmanagement in Korbach.

Festpunkt

Festpunkt (Quelle: HBVG Hessen)

Genaue Grundlage für Geodaten

„Geodaten sind ein wichtiger Bestandteil in unserer digitalen Welt“, erläutert der Vermessungsingenieur. „Vereinfacht ausgedrückt sind Geodaten digital gewordene Informationen über die Erdoberfläche. Im Internet abrufbare Liegenschaftskarten, Bebauungspläne, aber auch Stadtpläne oder GoogleMaps basieren auf Geodaten. Raumfestpunkte, wie der in Ederbringhausen, bilden in ihrer Summe die Grundlage für die Bestimmung und Darstellung jeglicher Geodaten in einem einheitlichen geodätischen Raumbezugssystem und sind deren Genauigkeitsgaranten.“
Ziel ist es, in jeder hessischen Gemarkung einen Raumfestpunkt zu bestimmen. Hierzu wird unter Zuhilfenahme von Satellitenvermessung und terrestrischen Messmethoden die Lage und Höhe des Punktes auf einen Zentimeter genau bestimmt. Wird beispielweise ein Grundstück geteilt oder ein verloren gegangener Grenzpunkt wiederhergestellt, kann der Raumfestpunkt als genauer Anschluss- oder Vergleichspunktpunkt für die Vermessung dienen.

Moderne Satellitenvermessung

In Zeiten der Satellitengeodäsie ist die Bestimmung der Raumfestpunkte vergleichsweise einfach. Mit einem Satellitenempfänger werden zeitgleich die Signale von 12-16 Satelliten erfasst, die in 20.000 Kilometern Höhe über der Erde kreisen. Ein Rechenprogramm ermittelt unter Berücksichtigung von amtlichen Referenzstationen die Lage und Höhe des Raumfestpunktes. Der Aufbau eines ganzen Netzes dieser Punkte ist möglich, ohne dass direkte Sichtverbindung zwischen den Punkten gegeben ist.

Früher sehr aufwendig

„Das war früher anders“, schildert Küthe, „wenn diese Punkte früher bestimmt wurden, war eine direkte Sichtverbindung unabdingbar. Da die Punkte teilweise mehrere Kilometer auseinander lagen, wurde das Gelände genauestens erkundet, Signaltürme errichtet oder in unwegsamen Gelände durch Fällen von Bäumen Sichtverbindung geschaffen. Die Arbeiten zogen sich über Wochen hin. Gemessen wurde zwischen den Punkten mit Präzisionstheodolithen und elektronischen Distanzmessern. Das geht heute schneller und somit wirtschaftlicher.“

Geodätischer Signalturm

Geodätischer Signalturm (Quelle: HVBG Hessen)

Durch die Vermessung auf der Sasselbachbrücke ist Ederbringhausen nun mit einem hochgenauen, multifunktionalen Raumfestpunkt ausgestattet.

Auch für Geocacher interessant

Hinter den Koordinaten des Punktes verbirgt sich zwar kein Cache, aber er weist exakte geografische Koordinaten auf. Somit kann er mit einem GPS-Empfänger aufgesucht werden oder sogar als GPS-Referenzpunkt fungieren. Interessierte platzieren ihren GPS-Empfänger exakt über dem Raumfestpunkt und lassen sich die Koordinaten ihres Gerätes anzeigen. Der Vergleich mit den Koordinaten des Raumfestpunktes im einheitlichen Bezugssystem ETRS 89 (Breite 51,1320955°, Länge 8,8622137°) zeigt an, wie genau das Empfangsgerät arbeitet.

About fjbehr

Prof. Dr.-Ing. Franz-Josef Behr, Professor of Geoinformatics at Stuttgart University of Applied Sciences (http://www.gis-management.de/). His specializations include * Internet, Internet GIS * XML, GML, SVG * Data exchange and Interoperability * Visualization * Open Source Solutions * Consulting Member of the DIN working group NA 005-03-03 AA "Arbeitsausschuss Kartographie und Geoinformation" (Sp CEN/TC 287+ISO/TC 211). He is the author of two authoritative books on GIS in German, one is "Strategisches GIS-Management", published by Wichmann Verlag (2004). The second is "Einführung in Geographische Informationssysteme" (1997).

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .