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Es sind keine verheerenden Erdbeben, die regelmäßig die Region Mitteldeutschland erschüttern. Aber manchmal sind sie spürbar – so wie Ende August dieses Jahres, als nördlich von Gera die Erde mit einer Magnitude von 2,4 bebte – und sie sind vor allem zahlreich. Fast täglich werden Ereignisse registriert. Insgesamt 36 Seismologische Stationen gibt es in den verschiedenen Regionen Mitteldeutschlands, um den Pulsschlag der Erde zu beobachten. Im „Seismologie-Verbund zur Erdbebenbeobachtung in Mitteldeutschland“ arbeiten mehrere Institutionen zusammen und betreiben im Thüringer Seismologischen Netz 20 Stationen, im Sachsennetz neun Stationen und in Sachsen-Anhalt drei Stationen. Außerdem befinden sich vier Stationen des deutschen Regionalnetzes im Territorium. Der Verbund koordiniert die staatliche Erdbebenbeobachtung in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt und informiert die Öffentlichkeit über aktuelle seismologische Ereignisse.
Seit Juni 2015 erfolgt dies über das innovative Web-Portal „Seismologie in Mitteldeutschland“, das federführend von der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) auf der Basis der Disy-Software Cadenza Web realisiert wurde. „Für uns war klar, dass wir das mit Cadenza machen“, sagt Matthias Hoppert, Informatiker an der TLUG. „Cadenza Web ist bei unseren Online-Kartendiensten wie beispielsweise zur Geothermie und zum Hochwasserrisikomanagement und auch bei unseren Kollegen im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) bereits im Einsatz. Es hat sich als Analyse- und Reporting-Tool bei komplexen Anwendungen bewährt.“ Die besondere Herausforderung bei diesem neuen Projekt habe die Stärke von Cadenza gezeigt: Ohne Probleme ließen sich die nötigen geografischen Hintergrunddaten und Sachinformationen aus allen drei Bundesländern in Rahmen der kartografischen Bearbeitung integrieren, so die Anmerkung von Robert Hieke, Kartograf der TLUG. Das bedeutete, dass zunächst die Daten der drei Bundesländer in eine gemeinsame Datenstruktur überführt werden mussten, damit die Darstellung auch einheitlich erfolgen kann. „Das ist das erste Cadenza-Projekt, das bundesländerübergreifend arbeitet“, erklärt Disy-Geschäftsführer Claus Hofmann.
Praktisch heißt das, dass alle seismischen Ereignisse, die in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Umgebung auftreten, von den Stationen registriert, automatisiert detektiert und von der Universität Leipzig an die TLUG zur Darstellung im Seismologieportal weitergeleitet werden. Wird die vereinbarte Meldeschwelle überschritten, werden die Ereignisdaten innerhalb von weniger als 5 Minuten automatisch im Portal integriert. Es handelt sich dabei um Daten, welche die Stärke und Tiefe angeben sowie die Region und Zeit des Auftretens. Diese Daten sind sofort über Cadenza abrufbar und können in einer interaktiven Karte oder tabellarisch dargestellt werden. Um die Qualität der Daten sicherzustellen, werden diese Ereignisse kurzfristig manuell von Seismologen auf ihre Richtigkeit hin überprüft.
„Wir bieten damit der interessierten Öffentlichkeit, aber auch staatliche Stellen und Facheinrichtungen sowie privatwirtschaftlich Agierenden, wie etwa den Stauanlagenbetreibern, die im Ereignisfall ihre Talsperren vorsorglich kontrollieren müssen, die nötigen seismologischen Informationen“, sagt Ina Pustal vom Geologischen Dienst der TLUG. Dank Cadenza könne das nun im neuen Portal äußerst benutzerfreundlich und mit einer guten intuitiven Menüführung erfolgen. „Zwei Klicks, ich bin in der Karte drin und kann alles sehen, was wichtig ist“, lobt Matthias Hoppert die neue Anwendung aus seinem Haus.