Schwindende Bevölkerungszahlen, leerstehende Immobilien und Brachflächen in den Ortszentren insbesondere kleinerer Kommunen – das sind Herausforderungen, mit denen sich viele Gemeinden aufgrund des demografischen Wandels beschäftigen. Im Rahmen des Projektes „Chefsache Ortsinnenentwicklung“, das am 28. September 2016 in die vierte Runde startete, bietet die Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation gezielt Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern von Gemeinden im ländlichen Raum sowohl methodische als auch inhaltliche Unterstützung bei der Erarbeitung von Visionen, Strategien und konkreten Lösungen für ihre Kommune an.
Chefsache Ortsinnenentwicklung: Auftaktveranstaltung für die 4. Staffel am 28. September 2016 (Quelle: HVBG)
In der Auftaktveranstaltung für die 4. Staffel am 28. September 2016 im Bürgerhaus Gießen-Kleinlinden haben sich 40 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister über das Projekt „Chefsache Ortsinnenentwicklung“ informiert. Nach drei Staffeln soll mit der neuen Staffel weiteren interessierten Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern die Chance gegeben werden, sich an diesem Projekt zu beteiligen. Denn die demografische Entwicklung macht mittlerweile vor nur wenigen Kommunen im ländlichen Raum Halt. Damit verbunden sind Herausforderungen für die Kommune, beispielsweise Leerstand. Es sind schon längst nicht mehr nur Bauernhöfe oder landwirtschaftliche Gebäude, die mit Leerstand zu kämpfen haben. Zunehmend sind auch Wohnhäuser – sogar häufig in der Ortsmitte – von Leerstand betroffen.
„Leerstand ist Auswirkung von „Schrumpfungsprozessen“, etwa durch Abwanderung junger Menschen. Er ist zugleich aber auch Ursache von weiteren Auswirkungen wie sinkende Attraktivität der Orte und Verfall der Immobilienpreise. ‚Schrumpfungsprozesse‘ sind folglich Prozesse mit starken Wechselwirkungen, dabei darf nicht ausschließlich auf Wachstum gesetzt werden, sondern auf Anpassung an die Schrumpfung und gezieltes Gegensteuern“, so Dr. Hansgerd Terlinden, Präsident des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation (HLBG).
Das Projekt „Chefsache Ortsinnenentwicklung“ bietet das HLBG mit seinen sieben Ämtern für Bodenmanagement (ÄfB) gemeinsam mit der Führungsakademie Baden-Württemberg an. Es richtet sich an Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von Gemeinden bis 15.000 Einwohner.
Das Projekt besteht einerseits aus der methodischen und fachlichen Unterstützung bei der Erarbeitung von lokal passenden Lösungswegen. Andererseits bietet es Beispiele aus der Praxis und einen strukturierten persönlichen Austausch mit anderen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern.
Dieser Ansatz verbindet die bei der Führungsakademie Baden-Württemberg seit Jahren bewährte Methode der „Kollegialen Coaching Konferenz®“ mit fachlicher Unterstützung und Begleitung durch die HVBG.
In der Auftaktveranstaltung zum Projekt hatten die anwesenden Bürgermeisterinnen und Bürgermeister die Möglichkeit, sich ganzheitlich über das Thema „Ortsinnenentwicklung“ sowie das Projekt zu informieren, auszutauschen und anhand konkreter Beispiele ein eigenes Bild machen. Neben fachlichen Vorträgen, standen vor allem Erfahrungsberichte anderer Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der vergangenen Staffeln im Fokus.
Bernd-Uwe Domes, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH und zugleich LEADER-Regionalmanager der Aktionsgruppe Wetterau-Oberhessen, erläuterte, vor welchen großen Herausforderungen der ländliche Raum zwischen „Bewahrung und Erneuerung“ steht.
Roland Peter vom Amt für Bodenmanagement Homberg (Efze) präsentierte indes anschaulich, welche Auswirkungen die demografische Entwicklung auf die Immobilienwerte hat.
Darüber hinaus berichteten Michael Köhler, Bürgermeister der Gemeinde Bad Zwesten, und Dr. Nico Ritz, Bürgermeister der Stadt Homberg (Efze), über Projekte und Entwicklungen in ihren Kommunen seit ihrer Teilnahme an der 2. Staffel „Chefsache Ortsinnenentwicklung“.
Die Coachinggruppe der abgeschlossenen 3. Staffel, bestehend aus zwei Bürgermeisterinnen und vier Bürgermeistern (Felsberg, Freiensteinau, Glashütten, Mörlenbach, Ortenberg, Waldems), gaben indes einen Einblick in ihre persönlichen Erfahrungen und den persönlichen Nutzen, den sie aus dem Projekt „Chefsache Ortsinnenentwicklung“ gezogen haben.