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Durch die gesetzlichen Bestimmungen sind die Deponiebetreiber nicht nur verpflichtet, die Daten über alle Betriebsphasen der Deponie vorzuhalten, diese regelmäßig zu analysieren und ggfs. Maßnahmen abzuleiten, um Umweltschäden zu verhindern. Sie sind auch dazu verpflichtet, die Ergebnisse ihrer Arbeiten regelmäßig zu berichten. Sowohl die Erstellung des jährlichen Eigenkontrollberichtes als auch die regelmäßige Datenerhebung über derart lange Zeiträume stellen einen beträchtlichen Kostenfaktor dar. Daher sind die Deponiebetreiber daran interessiert, durch intelligente Datenerfassung und –auswertung kostengünstigere Monitoring-Ansätze mit gleichzeitig besserer Überwachungsgüte zu nutzen.
Auch der Main-Kinzig-Kreis stand vor dieser Herausforderung und führte deshalb Ende 2014 in einem ersten Schritt hin zu einem automatisierten Deponie-Controlling den Cadenza Deponie-Manager von Disy als zentrales Datenerfassungs- und Auswertesystem ein. Er verwaltet mit dem Cadenza Deponie-Manager sämtliche Daten aus den Bereichen Gas, Sickerwasser, Grundwasser, Oberflächenwasser, Wartungen, Setzungen und Wetter- sowie Geodaten zentral und einheitlich. Auch externe Dienstleister, wie beispielsweise das Labor oder die beratende Ingenieurgesellschaft, werden dank der Web-Lösung des Cadenza Deponie-Managers zur Datenerfassung eingebunden. Über eigene Zugänge stehen Dritten sämtliche für ihre Aufgaben notwendigen Funktionalitäten jederzeit zur Verfügung.
Im Rahmen des Deponie-Controllings können jetzt sowohl die Mitarbeiter des Main-Kinzig-Kreises als auch die der Ingenieurgesellschaft schnell und einfach auf alle Daten zugreifen und über vordefinierte Auswertungen analysieren. Die Erstellung des Jahresberichts erfolgt ebenfalls zentral und automatisiert über den Cadenza Deponie-Manager.
Nun steht der zweite Schritt an: Die neu auf den Deponien installierten Datenlogger werden zusammen mit bereits bestehenden in den Cadenza Deponie-Manager eingebunden. Dazu werden die Daten zunächst aggregiert und über eine automatisierte Schnittstelle regelmäßig importiert. Erweitert wird die Datenerhebung durch die zeitgleiche Teilnahme des Main-Kinzig-Kreises am ZIM Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi) gefördert wird.
In dem gemeinsam von Disy und der Ingenieurgesellschaft Czurda und Partner GmbH (ICP) durchgeführten Projekt werden auf den beiden Kreis-Deponien Schlüchtern-Hohenzell und Gelnhausen-Hailer innovative Sensorsysteme verwendet, die Daten regelmäßig per Funk in eine zentrale Datenbank übertragen. Geplant sind die Befliegung der Deponie mittels eines Quadkopters sowie die Verwendung von auf dem Deponiekörper automatisiert laufenden Crawlern, der die notwendigen Messgeräte mit sich führt. Für die Datenerhebung werden exemplarisch die Themen Setzungsbewegungen und Gasemissionen an der Oberfläche des Deponiekörpers gemessen.
Während sich die ICP mit der Sensortechnologie für diese Themen befasst, wird Disy die Software-Aspekte einer solchen innovativen und weitestgehend automatisierten Deponieüberwachung untersuchen. Zum Einsatz kommen Techniken zur computerbasierten Erkennung zeitlich-räumlicher Ereignismuster (Spatial Complex Event Processing) für die automatische Alarmgenerierung. Zum besseren Verständnis von Deponie-Phänomenen wie beispielsweise Korrelation von Deponiegasentwicklung und Wetter, Korrelation von Starkregen und Rutschbewegungen etc. setzt Disy auf die Nutzung von Algorithmen des räumlichen maschinellen Lernens (Spatial Data Mining).
Am Ende des Prozesses steht das Erreichen der Vision eines möglichst automatisierten Deponie-Controllings. Die oben beschriebene Datenerhebung ermöglicht es den Deponiebetreibern, mehr Messpunkte innerhalb der gleichen Fläche festzulegen und dadurch mehr Daten in kürzeren Zeitabständen zu erheben. Durch diese viel engmaschigere Datenerhebung erreichen sie eine höhere Datenqualität und können Entwicklungen besser erkennen. Die Automatisierung der Datenanalyse unter Verwendung auch aus anderen Themen kontinuierlich erfasster Messdaten stellt den nächsten Schritt dar. Damit sollen Interdependenzen und Korrelationen herausgefunden werden, die ansonsten durch die Betrachtung der Daten durch Anwender in Einzelanalysen nicht oder nicht sofort offensichtlich würden.
„Mit Einführung des Projekts und dem Cadenza Deponie-Manager haben wir die Weichen hin zu einem innovativen und automatisierten Deponie-Controlling gestellt“, begründet Michael Werbeck, Betriebsbeauftragter für Abfall und zuständiger Projektleiter beim Eigenbetrieb Abfallwirtschaft des Main-Kinzig-Kreises, seine Entscheidung für die Projektteilnahme. Um auch die Öffentlichkeit über das Deponie-Projekt zu informieren und auf dem Laufenden zu halten, plant der Main-Kinzig-Kreis ausgewählte Auswertungen der Öffentlichkeit über Schautafeln und Monitore zur Verfügung zu stellen.