Prof. Dr. Martina Klärle vom Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS)
Ende November nahm Martina Klärle von Gunther Adler, Staatssekretär des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, den Sonderpreis „Nachhaltiges Bauen“ im Rahmen der Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2014 entgegen. Klärle machte dabei deutlich, dass Nachhaltigkeit für sie nicht nur in Forschung und Lehre im Mittelpunkt steht, sondern sie sich – wie mit ihrem privaten Bauprojekt „Hof8“ – für die lokale Realisierung der Energiewende einsetze. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit der gelungenen Integration erneuerbarer Energiequellen: Das energetische Konzept von „Hof8“ beinhaltet Photovoltaikanlagen, Kleinwindkraftanlagen, ein Nahwärmenetz mit Grund- und Luftwasserwärmepumpen, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Ladestationen für Elektrofahrzeuge sowie eine Beleuchtung mit LEDs. Als Dekanin einer der größten Fachbereiche mit Schwerpunkt Planen und Bauen im Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main betrachtet es Klärle als Verpflichtung, den Aufgabenwandel von Architektur und Stadtplanung auch als persönliches Vorbild in der Lehre mitzugestalten.
Im Jahr 2009 hatte Klärle für ihr Forschungsprojekt SUN-AREA den Deutschen Solarpreis erhalten. Im Rahmen von SUN-AREA entwickelte sie mit ihrem Team eine Methode, auf Basis von Geodaten vollautomatisch alle Dachflächen zu ermitteln, die für die Gewinnung von Solarenergie optimal geeignet sind.
Solche Dachflächen befinden sich auch auf dem „Hof8“. Der abbruchreife Hof im 700-Einwohner-Ort Weikersheim-Schäftersheim, Baden-Württemberg, wurde nach 40 Jahren Leerstand von Martina Klärle saniert und zum Plusenergiehof umgebaut – eine beispielhafte innovative und ökologische Gesamtsanierung einer landwirtschaftlichen Hofanlage. Unter dem Motto „Geboren werden – Arbeiten – Alt werden“ zeigt „Hof8“, wie die Erfordernisse des demografischen Wandels, die Nutzung Erneuerbarer Energiequellen und moderne Baukultur in historischen Gebäuden realisiert werden können. „Hof8“ ist ein Mehrgenerationen-Dienstleistungshaus, das auf die speziellen Bedürfnisse ländlicher Regionen ausgerichtet ist. Es verbindet eine Hebammenpraxis und ein Zentrum zur gesundheitlichen Grundversorgung mit seniorengerechten Wohnungen und modernen Arbeitsplätzen in den Bereichen Erneuerbare Energien und Landmanagement.
Bei der 21. Preisverleihung des Europäischen Solarpreises im Casa dell’Architettura (Haus der Architektur) im November 2014 in Rom wurden insgesamt acht Gewinner aus Australien, Italien, Großbritannien, Uganda, Deutschland und der Schweiz gewürdigt. Sie wurden von einer international besetzten Jury ausgewählt. Bereits zu Beginn November 2014 nahm Martina Klärle den mit 5.000 Euro dotierten Preis des Wettbewerbs „Haus. Häuser. Quartiere // Wohnen nachhaltig gestalten“ der Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen (ARGE) und der Landesregierung Baden-Württemberg entgegen. Bei dieser Initiative wird der effiziente Umgang mit den Ressourcen Energie und Fläche gewürdigt. Zudem hat Klärle für das Nutzungskonzept von „Hof8“ den Demografie Exzellenz Award vom Forum Baden-Württemberg des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. erhalten.