Die 10. Oldenburger 3D-Tage, eine nun bereits traditionelle, renommierte Fachkonferenz fand von 1.-3. Februar 2011 statt und wurde vom Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik (IAPG)
Der Tagungsband stellt eine gelungene Mischung aus wissenschaftlichen Beiträgen zur aktuellen Forschung, aus praktischen Anwendungen und neuesten Herstellerinformationen zu den Themen: digitale Photogrammetrie, Laserscanning und optische 3D-Messtechnik dar.
Der Tagungsband umfasst insgesamt 41 Fachbeiträge. Die meisten Vortragsfolien, auch die des Eröffnungsvortrages von Fabio Remondino. Trento/Italien sind auf der Homepage der Veranstaltung verfügbar. Weitere Vorträge in den Herstellerforen finden sich zwar nicht im Tagungsband, aber ebenfalls unter der angegebenen Homepage.
Die Fachvorträge gliedern sich in sieben Blöcke: den Themenblock 1 „Laserscanning“, mit insgesamt 15 Vorträgen zu „Aufnahme und Prüfung“ (4), „Auswertung“ (4) und „Anwendungen“ (7), den Themenblock 2 „Oberflächenerfassung“ (4), den Themenblock 3 „Oberfläche und Farbe“ (4), den Themenblock 4 „Kameras, Sensoren und 3D-Rekonstruktion“ (7), den Themenblock 5 „Mobile Mapping“ (4), den Themenblock 6 „Kalibrierung und Genauigkeit“ (5) und einen Block 7 „Studierendenbeiträge“ (2).
Der Eröffnungsvortrag von Fabio Remondino über „3D Modeling Everywhere – Towards a Digital Earth“ ist leider nicht im Tagungsband enthalten, kann aber über die Homepage der Voranstaltung in Form einer Folienpräsentation abgerufen werden. Wie auch die Themen der Tagung selbst, standen dabei die Erfassung und Modellierung realer Objekte und das Potential der eingesetzten Methoden im Vordergrund.
Im Tagungsband wird zunächst der größte Themenblock Laserscanning behandelt. Detaillierte Genauigkeitsuntersuchungen von vier Laserscannern und ein Erfahrungsbericht zu Entfernungsprüfstrecken für Laserscanner unter Tage bestätigen die hohe 3D-Punktgenauigkeit auch für Entfernungen über 300m. Interessant sind hier auch die Vergleiche zu früheren Untersuchungen. Ein Vergleich von Verfahren zur Registrierung einzelner Scans wird in einem weiteren Beitrag (in Englisch) vorgestellt und analysiert. Der Beitrag stellt insbesondere die Grenzen der Verfahren in den Vordergrund.
Die Beiträge zu einem auf einem Schiff installierten Laserscanner für hydrographische Anwendung behandelt dynamische Applikationen und stellt einen interessanten Nischenbereich vor. Die Anforderungen an Material und die Notwendigkeit einer Systemkalibrierung werden sehr anschaulich dargestellt.
Bezüglich der Auswertung werden vier unterschiedliche aktuelle Forschungs- und Entwicklungsthemen beleuchtet. Auch hier ist wiederum ein Vortrag in Englisch gehalten. Für die Robotik stellt dabei der vorgestellt Ansatz zur Erkennung, Erfassung und Füllung von Laserscanschatten einen ersten interessanten Ansatz für SLAM (Simultaneous Localization and Mapping) Applikationen dar. Die Fusion von Entfernungsdaten und Shape from Shading Methoden werden an kleinen Objekten, aber auch an Mondoberflächen dargestellt. Dieser Beitrag steht somit sicherlich nicht im Zentrum der Themen, bietet aber für die Erfassung kleiner Objekte einen interessanten Ansatz dar, der jedoch noch weiter verifiziert werden muss. Sehr viel zentraler im Themenbereich wird eine iterative Modellierung von Gebäudeinnenräumen zur Bestandsdokumentation vorgestellt. Interessant sind hier die Ebenendetektion, das Matching und die Integration in die Modellierung. Für ein praktisches Arbeiten mit den zunehmend größeren Punktwolken wird eine neuartige effiziente Octree Struktur vorgestellt.
Die Anwendungen stellen, wie auch in früheren Jahren, einen sehr großen Anteil der Beiträge. Dabei wird die ganze Spannbreite von Beispielen vorgestellt, die dem Leser sehr interessante Einblicke und Informationen bieten. Allerdings bleibt unklar, wieso standardmäßige Anwendungen eines flugzeuggestützten Laserscanners auf dieser Fachtagung behandelt werden.
Zentral ist aber die Oberflächenerfassung, aus Bildsequenzen, aus Laserstrahlen, Laserlichtschnittverfahren und Photogrammetrie für verschiedene Anwendungsbereiche vorgestellt. Dieser Block erlaubt somit auch interessante Quervergleiche der Eignung dieser unterschiedlichen Verfahren.
Unklar bleibt, wieso ein weiterer Themenblock Oberfläche und Farbe definiert wird. Zumindest der erste Beitrag und letzte Beitrag dieses Blockes haben mit Farbe eher wenig zu tun. Allerdings erscheint auch klar, dass der Farbinformation der Sensoren und der Gewinnung von Farbinformation an Objekten durchaus eine größere Rolle zugedacht werden sollte.
Der Themenblock um Kameras, Sensoren und 3D-Rekonstruktion versammelt wiederum sehr unterschiedliche Ansätze. Neben Genauigkeitsvergleichen von Kameras, GPS Kameras mit digitalem Kompass und verschiedene 3D-Sensoren aus dem Spielemarkt werden vor allem Anwendungen der Streifenprojektion behandelt, u.a. auch für die Lehre. Ein thematischer Wechsel in die Simulation und die direkte Einbindung von CityGML-Datenbanken eröffnet interessante Perspektiven für die 3D-Rekonstruktion im Nahbereich, erscheint aber zunächst auf militärische Projekte fokussiert.
Unter Mobile Mapping, dem nächsten Themenblock, wird der Leser nun nicht unbedingt Beiträge zu einem Microsoft Kinect Sensor oder einer statischen ToF Kamera mit einer abgesetzten Lichtquelle erwarten. Da der Begriff Mobile Mapping üblicherweise anders belegt ist, wird hier dem Leser nicht klar, warum diese Beiträge, die eher wenig miteinander zu tun haben, in diesen Themenblock eingeordnet sind. Interessant Einblicke bieten die zwei Beiträge zu UAV Systemen, die für den Nahbereich anwendbar sind. Zumindest sind diese Systeme Mobil und werden eben auch zur Kartierung verwendet. Hier schreitet offensichtlich die Entwicklung von Open-Source Software zur Punktwolkengenerierung sehr stark voran.
Den klassischen Themen von Kalibrierung und Genauigkeit widmen sich fünf Beiträge, die allesamt auf bildgebende Sensoren basieren. Die Kamerakalibrierung spielt eine weiterhin zentrale Rolle im Nahbereich, sei es im Mobile Mapping mit Fahrzeugen, für Fahrerassistenzsysteme oder medizinische Anwendungen.
Sehr zu begrüßen sind studentische Beiträge auf solchen Konferenzen. Hier sind zwar nur zwei Beiträge im Tagungsband veröffentlich, die aber beide sehr praxisnahe photogrammetrische Arbeiten präsentieren. Sicherlich kommt den Studierenden die Aufbereitung von Ergebnissen und deren Präsentation für einen Tagungsband für die spätere berufliche Laufbahn sehr zu Gute.
Den Herausgebern ist es bei dieser Jubiläumsveranstaltung auch mit diesem Tagungsband hervorragend gelungen, einen sehr guten Einblick in aktuelle Themen der optischen 3D-Messtechnik und der dabei eingesetzten Sensoren und Verfahren zu vermitteln. Etwas gewöhnungsbedürftig bleibt die Zuteilung einzelner Beiträge in die gegebenen Themenblöcke. Es wäre in Zukunft zu überlegen, ob der Tagungsband nicht komplett in Englisch publiziert werden sollte, um die präsentierten Erkenntnisse auch einer internationalen Leserschaft zu öffnen.
Die 11. Oldenburger 3D-Tage sind für den 1. und 2. Februar 2012 geplant.
Prof. Dr.-Ing. Eberhard Gülch, Hochschule für Technik Stuttgart