Nachdem über OpenStreetMap bereits ein erfolgreiches Buch
Das Werk umfasst insgesamt 344 Seiten und gliedert sich in 11 Kapitel. In Kapitel 1, Einleitung, werden zunächst eine allgemeine Einführung in Web-Mapping und OpenLayers als Kartenclient gegeben.
In Kapitel 2 (Zentrale Begriffe) werden wesentliche, zum Verständnis der OpenLayers-Funktionalität notwendige Grundlagen gelegt: Grundzüge der raumbezogenen Informationsverarbeitung mittels Geoinformationssystemen sowie Standardisierungsansätze (seitens des Open Geospatial Consortiums, OGC) sowie die Kennzeichen von Vektor- und Rasterdaten und Kartenprojektionen (mit Hinweisen auf EPSG-Codes sowie die Proj4-Bibliothek) werden vorgestellt. Die wichtigsten Web-Dienste mit Raumbezug – der Web Map Service sowie der Web Feature Service – werden mit ihren wesentlichen Operationen und Parametern erläutert.
Kapitel 3 ist mit 40 Seiten ganz den Grundlagen der OpenLayers-Bibliothek gewidmet. Der Leser wird Schriit für Schritt mit dem Aufbau von OpenLayers-Anwendungen sowie mit den wesentlichen Objektklassen, ihren Eigenschaften und Methoden vertraut gemacht. Das Kapitel schließt mit Softwareempfehlungen für die Anwendungsentwicklung, unter anderem mit Hinweisen auf die hierfür essentiellen Firefox-Erweiterungen.
Der Titel von Kapitel 4, OpenLayers ohne intelligente Geodaten, scheint dem Rezensenten etwas unglücklch gewählt. Darunter verstehen die Autoren statische Geodaten (z. B. Geodaten aus Textdateien, Bilder), die ohne serverseitige dynamische Generierung bereitgestellt werden können, aber auch den OpenLayers-Vector-Layer mit möglichen Stileigenschaften sowie die Markers- und Boxes-Layer. Alle Layertypen werden durch umfangreiche und illustrierte Beispiele erläutert.
Die Einbindung von „proprietäre Geodaten von Google, Yahoo & Co.“ ist Gegenstand von Kapitel 5 (20 Seiten). Der Leser wird für die Eigenheiten dieser Daten sowie für die mit ihrer Nutzung verbundenen Lizenzbedingungen sensibilisiert und lernt anhand von Codebeispielen, diese entsprechenden Datenlayer zu integrieren. Dabei werden die für die Performance und Darstellung wichtigen Unterschiede zwischen WMS-Daten und gekachelten Daten (tiles) sowie die „Google-Projektion“ erläutert.
Kapitel 6 (14 Seiten, mit einem Exkurs des OpenStreetMap-Buchautors Jochen Topf) führt OpenStreetMap und die relevanten Layer für die verschiedenen Kartendarstellungen (Mapnik, Osmarender, …) ein.
In Kapitel 7, Open Web Services und OpenLayers, werden die Geo-Webdienste aus Kapitel 2 wieder aufgegriffen. Auf 22 Seiten wird die Einbindung von WMS- und WFS-Layern gezeigt. Positiv ist die Berücksichtigung unterschiedlicher Kartenprojektionen zu bemerken, auch wenn die Probleme bei der Kombination von proprietären Geodaten mit WMS-Layern übergangen bzw. erst in Kapitel 11 angesprochen werden. Beispielhaft wird als WMS-Server zunächst der GeoServer genutzt, bevor in Kapitel 8, UMN Mapserver als CGI, dieser ursprünglich an der University of Minnesota (UMN) entwickelte MapServer auf 18 Seiten vorgestellt wird. Der Leser wird in die Lage versetzt, diesen Server zu installieren und mittels der Map-Datei zu konfigurieren. Ein Exkurs weist auf die für die Handhabung von Vektor- und Rasterdaten sehr hilfreichen Werkzeuge GDAL und OGR sowie auf das FWTools-Paket hin.
Über die Nutzung von OpenLayers hinaus interessant sind die Inhalte von Kapitel 9, PostgreSQL und PostGIS. Auf 56 Seiten (!) werden nicht nur die Installation unter Windows und Linux, sondern auch der (konsolenbasierte) Umgang mit diesem DBMS und die Nutzung der raumbezogenen Funktionen gezeigt. Wer bisher mit PostGIS keine praktische Erfahrung besitzt, wird bei der Lektüre sicher sehr beeindruckt von der außerordentlichen Leistungsfähigkeit und der vollen Implementieruing der Simple Feature Specification des OGC sein. Das Laden von Geodaten, ihre Analyse sowie die Einbindung in OpenLayers werden Schritt fürSchritt erläutert. Dabei wird mit dem „PostGIS-Terminal“ eine kleine Web-Applikation vorgestellt, welche die interaktive Nutzung von PostGIS einschließlich der Visualisierung der Ergebnisse ermöglicht. Auch hier gibt es einen weiterführenden Exkurs, der dem Leser eine Vorstellung darüber gibt, wie PostGIS-Funktionen implemeniert sind und er selbst PostGIS erweitern kann. Bei der Lektüre wird man ebenfalls gut mit dem WKT-Format vertraut.
An den Nutzer, der ein tieferes Verständnis für die OpenLayers-Bibliothek gewinnen oder sie modifizieren oder erweitern möchte, wendet sich Kapitel 10 (52 Seiten). Verschiedene Ansätze dazu werden vorgestellt und anhand von Beispielen (z. B. für eine dynamische Legendenerzeugung und für die Darstellung von Linien mit Pfeilen) verdeutlicht. Dem Rezensenten fehlt allerdings an dieser Stelle Information darüber, wie die Gestaltung der OpenLayers-Anwendung mit ihren Kontrollelementen modifiziert oder an andere Sprachen angepasst werden kann.
In Kapitel 11 fasst abschließend eine lose Reihe von „Tipps und Tricks“ für den Umgang mit bestimmten Problemen zusammen, zeigt kurz das Zusammenspiel mit Frameworks wie MapFish und GeoExt und schließt mit einem Ausblick.
Diesem Buch kann man die Vertrautheit der Autoren mit Softwareentwicklung, Geoinformatik und der OpenLayers-Bibliothek und die Verbundenheit mit der Open Source-Bewegung abspüren. Es ist lebendig geschrieben, fängt bei grundlegenden Beispielen an, die danach ausgeweitet werden und sehr stark in die Tiefe führen. Es ist sowohl für Leser interessant, die sich für OpenLayers interessieren, bietet aber auch für Interessenten an PostGIS und (UMN) MapServer grundlegende Informationen. Die Inhalte sind über Fußnoten mit zahlreichen weiterführenden Verweisen auf Web-Ressourcen. Verknüpft (was auch auf der Webseite zum Buch hilfreich wäre) . Die Code-Beispiele stehen auf der Buch-Webseite (http://openlayers-buch.de/) zum Download bereit. Dort gibt es auch eine hilfreiche, ergänzende Einführung in die JavaScript-Programmierung, die wohl im Buch keinen Platz mehr gefunden hat.
Als Resumée lässt sich sagen: Eine klare Kaufempfehlung für alle „Neogeographen“, die sich mit diesen Themen beschäftigen! Passend zum Buch bieten die Autoren auch Schulungen an.
Marc Jansen und Till Adams, 2010: OpenLayers – Webentwicklung mit dynamischen Karten und Geodaten. OpenSourcePress-Verlag. Direkt hier bestellen!
Hallo Herr Behr,
haben Sie vielen Dank für Ihre ausführliche und sehr lesbare Rezension zu unserem Buch.
Schön, dass es Ihnen gefallen hat, und dass Sie eine deutliche Kaufempfehlung aussprechen. Ihre sicherlich nachvollziehbaren Kritikpunkte werden wir hoffentlich bei einer potenziellen Neuauflage berücksichtigen können.
Freundliche Grüße nach Stuttgart,
Marc Jansen