Vom 5. – 6. November 2012 fand in Chambéry GeOnG
Der zweite Tag began mit einer Sitzung zum Theme “Geographic data sources: providers, business model, quality“ unter Vorsitz von Edouard Legoupil (UNHCR) – Chairperson, mit Emanuele Gennai (Esri), Benjamin Jean (Inno3), Gaël Musquet (OpenStreetMap France) und Claire Halleux (RGC).
Edouard umriss mit “Concepts, Commercial Services, User Generated Content, Public Services, Licenses Issues” verschiedene zu diskutierende Punkte und benannte wesentliche Lzenzansätze (CC BY-NC-ND, CC BY-SA, CC BY-NC-SA Attribution). Von UN OCHA werden aktuelle Public National Data (COD, Repository for Data for Humanitarian Field) bereitgestellt (siehe http://data.unhcr.org/portfolio/2011/09/open-geodata/). Er berichtet davon, dass die Weltbank Daten via Google Map Maker bereitstellt. Aktuell gibt es ein Agreement zwischen World Bank und Google, dass im Gegensatz zu den sonstigen Nutzungsbedingungen von Google Map Maker ihre Daten offen bleiben (ein Kommentar dazu finden sich unter Own Barders Blog). Anhand von Beispielen zeigte er, dass Freiwillige nicht immer die Daten erfassen können, die für die humanitäre Hilfe benötigt werden (z. B. administrative Einheiten in Lagern). Crowd Sourcing allein sei somit nicht ausreichend. Auch berücksichtige VGI nicht immer die tatsächlichen politischen bzw. diplomatischen Gegebenheiten. Er zeigte die an Beispielen von OpenStreetMapDaten (der Western Sahara und der Golanhöhen).
Emanuele Gennai (Esri, Geneva) stellt ArcGIS Online vor, das sowohl ind er Cloud verfügbar ist, als auch in einem lokalen Netzwerk (sogar als „Box“ im Feld) installiert werden kann. Dabei geht es nicht nur darum, Karten (Basisdaten, Fernerkundungsdaten, Höhendaten) bereitzustellen, sondern auch um GIS- und tlw. Kostenpflichtige Analysefunktionen (GeoSearch, Geocoding, Routing, …). Esris Daten (verschiedene Basisdaten, Fernerkundungsdaten, Höhendaten) werden mit Nutzerdaten kombiniert. Emanuele stellte die „Services on –Premise“ vor (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/On_Premise), die für den Feldeinsatz ohne Internetzugang interessant sein können, aber eine eigene Cloud voraussetzen. Dabei stehen Daten und Funktionen / Dienste von ArcGIS Online in einer „Box“ zur Verfügung. Esri bietet noch der Non Profit Organization Program an, das ArcGIS-Training und –Support einschließt.
Benjamin Jean (Inno3) griff unter dem Titel « La propriété intellectuelle, un outil précieux pour l’humanitaire » Themen wie geistiges Eigentum, Open Source, OpenData auf. Er betonte den Nutzen des geistiges Eigentums und schloss mit Empfehlungen (siehe http://www.cartong.org/geong/2012/live-streaming). Benjamin fasst seine Ausführungen wie folgt zusammen: „My position is that Intellectual property (IP) rights are generally used in one way only (for very simple (economical) goals) by commercial entities, but IPs might really more interesting if we use them to promote better goals: that’s what achieves Free Software (in its fields) through the FS Definition. So humanitarian interest seems (to me) really efficient to lead to a common use of Intellectual propertys which will foster humanitarian goals: it concerns Free & Open Source licenses but IPs could also result in a need to built a better collaboration.”
Gaël Musquet (Chairman OpenStreetMap France) weist auf die sozialen Aktivitäten im Zuge der Generierung von Daten und Softwarekomponenten hin (Mapping Parties, …). Partnerschaften werden mit anderen eingegangen (Ushahidi, NGOs, Crisis Commons, Crisis Mappers).
Claire Halleux (RGC Le Reférentiel Geographique Commun) stellt eine Plattform vor (www.rgc.cd sowie www.rdc-humanitarian.net), die Geodaten für die République démocratique du Congo bereitstellt. Die Daten werden genutzt, um humanitäre Projekte zu planen, aber auch im Rahmen von Ausbildungsvorhaben. Dabei augetretene Probleme sind Software, Hardware, Finanzierung, Internetanbindung, Ausbildung, Nachhaltigkeit, Wiedersprüche zwischen offiziellen und im Feld erhobenen Daten … Die Daten werden nun unter der ODbL/DbCL-Lizenz weitergegeben, zumeist im Shape-Format.In dennachfolgenden Lightning Talks wurden in jeweils fünf Minuten folgende Beiträge präsentiert:
- Ludovic Boyer (CartONG): Cartographie participative des territoires de communautés autochtones ; Geodaten und Kartographie werden eingesetzt, um die Rechte eingeborener Völker zu schützen und durchzusetzen. PostGIS, QGIS, GIS Server / MapServer“
- Arnaud Deshogues (Camp2Camp) stellte OpenLayers mit Ausblick auf Version 3 vor, integrierend HTML 5, CSS 3, WebGL. Erwartet wird ein „cleaner, friendly API that is more intuitive for modern web developers“.
- Aymeric Fuseau (PlaNet Finance) Geomarketing als Mittel für die Verbreitung von Mikrofinanzierungssystemen mit Beispielen aus Ägypten und Marokko (Le Geomarketing au service de l’inclusion financière, http://www.cartong.org/sites/cartong/files/Aymeric%20Fuseau%20%28PlaNet%20Finance%29.pdf)
- Chad « CJ » Hendrix (OCHA) zeigte unter dem Titel Open Data for Emergency Response: The Humanitarian eXchange Language (http://www.cartong.org/sites/cartong/files/Chad%20Hendrix%20%28OCHA%29.pdf) anhand einer weit verzweigten Grafik die umfangreiche Beteiligung von Organisationen in einem größeren Krisenfall auf, wenn auch in Clustern zusammengefasst. Datenweitergabe erfolgt häufig durch Kopien und Vereinigung von Datenbeständen. Vorschlag: Die einzelnen Organisationen publizieren ihre Daten via Humanitarian eXchange Language (HXL) in einem Linked Open Data Triple Store.
Clotilde de Montpellier (MalarEO) stellt das im Rahmen von EU FP7-geförderte MALAREO-Programm vor (http://www.cartong.org/sites/cartong/files/Clotilde%20de%20Montpellier%20%28MalarEO%29.pdf). Fernerkundungsverfahren sollen genutzt werden, um die Faktoren, die die Ausbreitung der Malaria begünstigen, zu detektieren und auch die Ausbreitung zu dokumentieren. Datenlayer sind u. A. Haushalte, Wasserläufe, Niederschläge, Höhenmodell.
Jiri Panek (Jiri.panek@gmail.com PhD student, university Palacky, Olomouc) sprach über Participatory mapping in Südafrika.. Jean-Thomas Rouzin (WebGeoService, www. webgeoservices.com) präsentierte das WGS portal. - Eric Sibert (OpenStreetMap Madagascar) berichtete über seine Erfahrungen mit der Schaffung von OSM-Inhalten für Madagaskar. Ein sehr starkes Wachstum setzte erst ein, nachdem BING im Juni 2012 hochauflösende Bilder bereitgestellt hatte.
- Ein weiterer Vortrag (James Kain, GeoVantage) hatte die drohnenbasierte Aufnahme zum Thema, unterstützt durch GPS, Höhensensor und Richtantenne.
Im Roundtable 5: Emergency mapping umriss Rémi Galinier (WFP – World Food Programme) als Chairperson das Thema “Characteristics and issues in emergency mapping” (Conflicts vs. natural. Disasters, SDI-T: Infrastrucure and Transportation, Humanitarian corridors, camps and IDPs, sat. Imagery, inputs from the field, OCHA data repository, WFP tool: GeoNode which replaces GeoPortal of LogCluster not used any more, mobile data collection (GPS, Epicollect…)). Als Problemfelder identifizierte er den Datenaustausch zwischen Leitungsstelle (Headquater), dem Feld sowie zu Partner. Problematisch sein auch die Verwendung unterschiedlicher Referenzdaten, bei denen z. B. unterschiedliche Schreibweisen / Bezeichnungen (englisch / arabisch) die Zusammenarbeit behindern.
Svend-Jonas Schelhorn (StandbyTaskForce, Student der Uni HD, Twitter: @shornjonas) stellt Geschichte und Kennzeichen der Arbeit der StandbyTaskForce vor. Wesentliche Voraussetzung ihres Einsatzes ist die Aktivierung (z. B. über dieses Formular). Die StandbyTaskForce Ist Partner im Digital Humanitarian Network (http://digitalhumanitarians.com/).
Anthony Scott (MapAction, UK) stellte in seinem Vortrag „MapAction’s Approach to Mapping and Information Management in Humanitarian Crises“ vor. Kennzeichnend ist die Datenerhebung nach Aktivierung durch Informationssammlung im Feld (also nicht auf der Grundlag von Lufbildern oder Satellitenbilddaten). Ausgesandte Teams haben das komplette Equipment dabei, um sowohl Daten erfassen als auch aus geben zu können. Auch für Kommunikation (notfalls über Satelliten) steht die notwendige Ausrüstung bereit. Daten werden über Webservices bereitgestellt. WMS, WFS, RSS, KML. Für die koordinierte, einheitliche Datenerfassung liegt ein „Field Guide to Humanitarian Mapping“ vor, der auch ins Französische übersetzt wird.
Ein photogrammetrisches Erfassungssystem stellte James Summerville (GeoVantage, USA) vor. Es wird im Krisenfall per UPS / DHL versandt und auf ein lokal verfügbares einmotoriges Flugzeug montiert (kein Spezialflugzeug nötig). Ein Vorteil liegt in der besseren Auflösung als satellitengetragene System. Ein Quicklook ist nach ca. 1h verfügbar, um die Abdeckung und evt. Wolkenabdeckung zu prüfen. Ggf. wird ein weiterer Flug angesetzt.
Peter Spruyt (JRC European Commission) sprach über das Global Monitoring for Environment and Security System (GMES) sowie seine Dienste. Rush-mode-Dienste (für Early Warning oder Emergency Response) liefern Produkte innerhalb 6 – 24 Stunden, Non-rush-mode-Dienste (für Prevention, Prepardness, Risk Reduction= in den darauf folgenden acht Wochen. Datenbereitstellung erfolgt, vornehmlich im Vektorformaten. Die Datenprodukte sind Eigentum der EC, somit: “It’s free“, oder wie es auf der Website heißt: „GMES will be accessible in principle to any citizen.“ (http://www.gmes.info/pages-principales/overview/faqs/). Trigggering kann ausgelöst werden durch authorisierte Nutzer sowie assoziierte Nutzer (EC Services,…). Unklar blieb, ob dieser Dienst in Konkurrenz zu Int. Charter „Space and Major Disasters“ steht.
Der Roundtable 7 “Coordination and information management” wurde geleitet von Maeve de France (CartONG). Diskutiert wurden die Fragen
- Welche Methoden und Technologien erleichtern die Koordinierung humanitärer Einsätze?
- Wie können unterschiedliche Informationsquellen zusammengebracht werden ?
- Wie kann VGI integriert werden ?
- Welche Werkzeuge unterstützen den Informationsfluss zwischen Zentrale und Feld, zwisachen den verschiedenen Organisationen ?
Vincent Annoni (Impact Initiatives/REACH) sprach zum Thema: Informing more effective humanitarian action. Notwendig ist dazu unter Anderem eine Evaluation nach der Krise.
CJ Hendrix (OCHA) stellte an den Anfang seiner Präsentation „OCHA’s Humanitarian Information Ecosystem“ die Frage: Welche Infos brauchen wir wirklich? Er unterscheidet „Baseline Infos“ (Geobasisdaten, Bevölkerugnsdaten), „Coordination Infos” (Kontaktlisten, unterstützt durch Einführung der Humanitarian ID und Eventdaten (z. B. Kalender, Termine). Die neue Plattform http://reliefweb.int/, basierend auf Drupal 7, wird von der UN als Quelle für „for timely, reliable and relevant humanitarian information and analysis“ bereitgestellt. Das gerade entwickelte „Common Request format” soll Cluster data bereistellen. HXL wird vorgeschlagen, um in Detail Informationen über Ereignisse, Mittelanforderungen, Antworten auszutauschen. CODs and FODs -> baseline and reference data
Edmond Wach (Solidarités International) präsentierte SIGMAH, eine Open Source Projektmanagement-Softwarelösung zur Koordinierung humanitärer Projekte (http://www.sigmah.org/).
In Workshop 1 „Using the aerial images for building spherical models“ zeigte Chris Hepp (APDER) die Möglichkeiten, mittels einer ballongetragenen CCD-Kamera Bilder von Krisengebieten sowie für andere Einsatzbereiche zu machen. Microsofts Photosynth-Software kann genutzt werden, um daraus Panoramaaufnahmen zu machen, die mittels Silverlight im Browser visualisiert werden können. Ein Beispiel, während des Kongresses entstanden, finden Sie hier, Beispiele aus dem Praxiseinsatz hier.
Im Workshop 8, „Situational awareness with social networks in crisis“ sensibilisierte Timo Luege (Social Media for Good) die Zuhörer in Bezug auf das Potential, aber auch in Bezug auf die kritische Beurteilung der Inhalte sozialer Medien wie Twitter, Facebook oder Bildportalen wie Picasa, Instagram oder Flickr, die durchaus hilfreich sein können, wenn es darum geht, sich unmittelbar nach einer Katastrophe sich einen ersten Eindruck vom Geschehen zu verschaffen. Timo stellte die Möglichkeiten des Geofeedia-Portals vor. Feeds werden durch diesen (kostenpflichtigen) Dienst verortet (soweit Geotags zugeordnet wurden) und somit ortsbezogen auswertbar gemacht. Somit ist es möglich, sich sowohl über den Ort und seine Nachbarschaft wie auch über die Zeit Informationen zu beschaffen.
Anschließend wurde noch das Problem diskutiert, wie gefälschte Tweets identifiziert werden können (# of tweets, #of followers, similar tweets, local knowledge, does the bio makes sense in the context?, …)
Zur Beurteilung von Videos können folgende Kriterien herangezogen werden: Passt der Dialekt zur angegebenen Lokation? Passen die Nummernschilder der Autos? Passt das Wetter zum angegebenen Zeitpunkt? Kann man den Autor kontaktieren?
In einer Abschlussitzung wurden die Ergebnisse zusammengefasst. Die Veranstaltung selbst war aufgrund ihrer Struktur und Ausrichtung sehr gut geeignet, Kontakte zu finden und zu vertiefen. Eine Fortsetzung ist für 2014 geplant.