Anlässlich seiner Bundesmitgliederversammlung in Erfurt stellt der Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV),
Deutschland ist auf dem Weg zur digitalen Republik: Laut jüngsten Studien sind nahezu 60 Millionen Menschen, und damit dreimal mehr als vor 15 Jahren, regelmäßig auf den Datenautobahnen im World Wide Web unterwegs. Von vielen Trendthemen der Zeit ragt aktuell denn auch keines so heraus, wie das Megathema „Digitalisierung“. Allseits anerkannt ist zwischenzeitlich, dass der digitale Wandel sich nicht nur auf technische Systeme erstreckt, sondern in besonderem Maße auch digitale Kompetenzen und neuartige Denk- und Arbeitsweisen erfordert.
Dazu ein Beispiel: Wir haben heute ein neues Verständnis von Erhe-bung, Analyse, Auswertung von Daten. Der Umgang mit raumbezoge-nen Daten („Geodaten“) gewinnt in diesem Kontext zunehmend an enormer Bedeutung, denn bekanntermaßen haben ca. 80 Prozent aller politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozesse einen Bezug zum geographischen Raum.
Wenn heutzutage im Rahmen der Digitalisierung alle Prozesse und Reaktionen auf Echtzeit optimiert sind, ist der nächste folgende Schritt, dass es schneller als Echtzeit sein muss. Es geht damit um die An-wendbarkeit und Relevanz präziser Vorhersagen – und auch das selbstverständlich auf der Basis von Geodaten. Bereits heute arbeiten die Vordenker ihrer Branchen beim „Data Mining“ mit so genannten „Predictive Analytics“: Aus immer größer werdenden Datenmengen erstellen sie mit den richtigen Werkzeugen und den richtigen Fragen präzise Vorhersagen über Kundenbedürfnisse, Produktanforderungen und Marktveränderungen. Unternehmen wollen komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge vorhersagen können, um bessere Entscheidungen zu treffen und sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Es gibt bereits jetzt eine ganze Reihe von Unternehmen, die ihre Prozesse auf Basis dieser Prognosen steuern. In wenigen Jahren wird das bereits Normalität sein.
Der technologische Wandel ist also mit eine der großen Herausforde-rungen für die Ingenieurinnen und Ingenieure. Daraus resultieren na-türlich auch Forderungen der Ingenieurverbände, von denen hier nur zwei bespielhaft genannt seien:
- Digitale Bildung: Aus Sicht der Ingenieure muss in Deutschland das Thema „Digitale Bildung“ wesentlich differenzierter in den Fokus genommen werden. Ein wichtiges Ziel hierbei muss unter ande-rem die Vermittlung von Kompetenzen sein, die für den Erfolg in Ausbildung und Beruf entscheidend sind, d. h. statt des Techno-logiehandlings muss vermehrt auch die Technologieverantwortung und -mitgestaltung in den Mittelpunkt gestellt werden. Ak-tuellen Studien zufolge werden in naher Zukunft rund 90% der Berufe diese digitalen Kompetenzen einfordern.
- Technische Infrastruktur: Leistungsstarke Infrastrukturen sind die Lebensadern unserer Gesellschaft. Der Ausbau der technischen Infrastruktur muss nach Ansicht der Ingenieure daher wesentlich stärker forciert werden. Für eine prosperierende Wirtschaft ist die flächendeckende Glasfaserversorgung essentiell. Derzeit liegt Deutschland im OECD-Vergleich bei der Versorgung mit Glasfa-seranschlüssen lediglich auf Platz 28 von 32.
Die auf der Tagung in Erfurt zu diskutierenden Umsetzungsmöglichkeiten dieser Forderungen werden als berufsständische Leitsätze an die Politik herangetragen. Viele Gespräche dazu hat Dipl.-Ing. Grunau bereits mit hochrangigen Bundes- wie auch Landespolitikern geführt. Weitere Gespräche zu diesem Thema sind bereits terminiert.
Die Realisierung der Digitalen Transformation ist eine disruptive Zu-kunftsaufgabe, die größte Herausforderungen an uns alle stellt und Deutschlands wirtschaftliche Position auf dem Weltmarkt nachhaltig beeinflussen wird
, sagte Dipl.-Ing. Wilfried Grunau, Präsident des In-genieurverbandes anlässlich der Eröffnung des VDV-Bundeskongresses in Erfurt. Und wer die aktuellen Arbeitsmarktdaten verfolgt, der weiß: allen Meldungen ist seit geraumer Zeit eines gemeinsam: Ingenieure braucht das Land!