Dr. Jörn Lauterjung, Direktor am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ wurde am 03. November in Köln für seine herausragenden Aktivitäten im Rahmen der Projektkoordination zur Entwicklung des Tsunami-Frühwarnsystems im Indischen Ozean vom Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV)
Hintergrund
Es war eine der größten Naturkatastrophen des 21. Jahrhunderts und begann am Morgen des 26. Dezember 2004 nahe der Insel Simeuluë im indischen Ozean: In 30 Kilometern Tiefe gab es ein gewaltiges Erdbeben mit einer Magnitude von 9,3. Es war das drittstärkste aller bislang registrierten Beben. Auf einer Länge von 1200 Kilometern kam es zu enormen Verwerfungen und unvorstellbare Wassermassen gerieten in Bewegung. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 800 Kilometer pro Stunde schoben sich Billionen Tonnen Wasser kaskadenartig gegen die Küste und vernichteten Häuser, Dörfer und Städte. Mehr als 250.000 Menschen in vierzehn Ländern verloren ihr Leben, 5 Millionen Menschen bedurften der sofortigen Hilfe und 1,8 Millionen wurden obdachlos. Im Osten des Epizentrums wurden Indonesien, Malaysia und Thailand ohne Vorwarnung von den Wassermassen getroffen – im Westen erreichten die Flutwellen Sri Lanka und Indien, überspülten die Malediven. Ihre zerstörerische Kraft reichte bis nach Somalia. Gut sechs Stunden brauchte das Wasser vom ersten Beben bis an die afrikanische Küste. Zeit genug, die Menschen zu warnen, sollte man meinen. Doch weil es kein funktionierendes Warnsystem gab, weder eingeübte Notfallpläne noch trainierte Katastrophenschützer, rissen die Fluten die Menschen auch Stunden nach dem ersten Beben ahnungslos in den Tod. Seither ist der Begriff Tsunami in der Weltöffentlichkeit zum Synonym für Schrecken geworden.
Technologie
Deutschland und die internationale Staatengemeinschaft reagierten mit sofortiger Unterstützung. Über die sofortige Flutopferhilfe hinausgehend, erteilte die Bundesregierung der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren unter Federführung des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ den Auftrag zur Entwicklung eines Tsunami-Frühwarnsystems für den Indischen Ozean. Zum Projektkoordinator dieses „German-Indonesian Tsunami Early Warning System (GITEWS)“ wurde Dr. Jörn Lauterjung bestellt.
Für seine herausragenden Aktivitäten im Rahmen der Projektkoordination zur Entwicklung des Tsunami-Frühwarnsystems im Indischen Ozean wurde Dr. Jörn Lauterjung vom Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV) mit dem GOLDENEN LOT ausgezeichnet.
Aufgrund der besonderen Bedingungen Indonesiens mit seinen extrem kurzen Vorwarnzeiten konnte das Projektteam nur bedingt auf die Erfahrungen bisher existierender Frühwarnsysteme zurückgreifen“, sagte Wilfried Grunau, Präsident des Ingenieurverbandes. „Letztlich führte diese Herausforderung zur Entwicklung eines der modernsten Tsunami-Warnsysteme der Welt. Zwar kann auch ein solches System einen Tsunami nicht verhindern, aber zumindest die tödlichen Auswirkungen solcher Naturkatastrophen können etwas gemindert werden. Die Ehrung von Dr. Jörn Lauterjung steht bespielhaft für das gesamte Projektteam.
Seit der Inbetriebnahme wurden mit dem Warnsystem in Indonesien tausende Erdbeben und mehr als zehn Tsunami erfolgreich registriert. Erdbebenmeldungen und Tsunami-Warnungen werden in weniger als fünf Minuten nach einem Beben ausgegeben, gefolgt von Aktualisierungen oder einer Entwarnung.