Das Open Source Geospatial Research and Education Symposium (OGRS) fand vom 24. – 26. Oktober 2012 in Yverdon-les-Bains statt. Schwerpunkt der Veranstaltung waren Nutzung von Open Source Software in der Geoinformatikausbildung. Veranstaltet wurde das Symposium von der School of Business and Engineering Vaud (HEIG-VD), in Partnerschaft mit anderen schweizer Hochschulen (EPFL Lausanne, University of Lausanne, University of Geneva), was sich auch in der Beteiligung der Angehörigen der verschiedenen Hochschulen positiv niederschlug.
Die Workshops des ersten Tages umfassten folgende Themen:
- Dynamic space-time visualisation: an introduction to i2maps (Christian Kaiser – Institute of Geography, University of Lausanne, Switzerland)
- Introduction to PostGIS: data management and geoprocessing (Andrea De Bono – UNEP GRID-Geneva, Switzerland)
- TinyOWS, the high performance WFS-T server (Olivier Courtin, Vincent Picavet – Oslandia, France)
- Introduction to QGIS and GRASS (Gregory Giuliani, Yaniss Guigoz – University of Geneva, enviroSPACE laboratory, Switzerland
- Exploratory Spatial Data Analysis with PySAL (Sergio Rey – ASU, United-States)
- Exploit Pleiades PHR data with the ORFEO ToolBox library (Manuel Grizonnet, Julien Michel – CNES, France)
- QGIS as a platform (Hugo Mercier – Oslandia, France)
- OrbisGIS : from GIS to standard-based geoservices (Adam Gouge, Alexis Guéganno, Erwan Bocher, Olivier Ertz, Julien Le Glaunec – IRSTV FR CNRS 2488, France / HEIG-VD, IICT/SYSIN, Switzerland)
Während Produkte wie PostGIS und QGIS international sehr bekannt sind, gilt dies weniger für die ORFEO ToolBox und OrbisGIS, und vielleicht auch für TinyOWS (http://www.tinyows.org/). Im TinyOWS-Workshop wurden Installation und Konfuguration des WFS-Servers demonstriert und geübt. Besonders bei hohen Zugriffszahlen sei TinyOWS eine leistungsfähige Alternative zu anderen Serverlösungen, die sich als weniger skalierbar erweisen würden.
Beindruckend, aber auch wegen der Fülle der statistischen Auswertemöglichkeiten (Autokorrelation, Moran-Statistiken, LISA-Cluster, …) leicht erdrückend war die Leistungsfähigkeit des PySAL-Paketes. Sergio Rey, einer der Hauptentwickler, gab zunächst eine Einführung in die Nutzung von Python mittels Notebook, einer browserbasierten Entwicklungsoberfläche. Danach stellte Sergio den Import von Shape-Daten vor. Sowohl die Lageinformation als auch die Attributdaten werden so in PySAL verfügbar gemacht und können analysiert werden.
Zur eigentlichen Eröffnung umriss Olivier Ertz (HEIG-VD, IICT/SYSIN, Switzerland) die Ziele der Veranstaltung: „Innovation platform to network and develop ideas“, „build a panel of scientific research and education practices“. Als Repräsentant der gastgebenden Stadt Yverdon-les-Bains sprach Dr. Pierre Dessemontet, Präsident des Stadtrats. Als Geograph konnte er im Rahmen seiner Dissertation selbst auf Open Source-Software zurückgreifen.
Die erste Keynote wurde von Helena Mitosova (North Carolina State University / NCSU) gehalten. In ihrem Vortrag „Building open source geospatial education at research universities: where we are and what is holding us back” unterstrich sie eindrucksvoll die vielen Möglichkeiten, die modern Geodaten in Kombination mit freien und kommerziellen GIS-Analysewerkzeugen bieten. Sie unterstrich dabei´, dass beide Ansätze (auch in der studentischen Ausbildung) parallel zu nutzen und zu kombinieren seien. Bei manchen Studierenden stünde jedoch die kommerzielle Software unter dem Aspekt der Arbeitsplatzsuche um Vordergrund. Für Analyseaufgaben wird als freie Software vor Allem das OSGeo-Produkt GRASS eingesetzt (siehe Kursplan). In der Lehre wird auch mit Ton- und Videoaufnahmen gearbeitet, die von den Studierenden im Web genutzt werden können. Für die Kommunikation mit den Studierenden werden Web 2.0-Funktionen, die Google bereitstellt, genutzt. Projektarbeit wird intensiv als didaktisches Mittel genutzt. Schwerpunkte der Forschung liegen auf LiDAR time series analysis, erosion modeling, coastal terrain dynamics und space-time-cube analysis. Die Bedeutung von FOSS an der NCSU wird durch Einrichtung eines OSGeo-Labs zunehmen. Daneben werde man auch an der FOSS4G Academy mitarbeiten und vertieft Open Source-Produkte in existierende und künftige Kurse integrieren. In der Ausbildung werde man der Softwareentwicklung größere Bedeutung beimessen. Als Herausforderungen sieht Helena folgende Punkte:
- Laufendhaltung der Unterrichtsmaterialien, insbesondere bei freier Software
- Geringes Engagement der Fakultät / des Lehrkörpers (faculty) in Open Source-Projekte
- Auswahl der richtigen Open Source-Softwarewerkzeuge
- Befähigung der Studierenden zur Datenacquisition und –integration.
Helena schlägt deshalb vor:
- Einrichtung eines OSGEo Educator Wikis – ein Pool von Hochschulmitarbeitern, die Studierenden in Bachelor-, Master- und PhD-Kursen Unterstützung bieten können.
- Einrichtung eines OSGEo Graduate Student Wikis
- Einrichtung von Community Sprint-Veranstaltungen
- Einreichung von Projektvorschlägen zu Google Summer Of Code
- Suche nach finanzieller Unterstützung zur Einrichtung einer FOSS4G Academy-Infrastruktur.
In der Lehre wird überwiegend proprietäre Software eingesetzt, doch die Nutzung von FOSS ist steigend (z. B. QGIS, PostGIS, Python). Als Vorteile von FOSS nennt Hans-Jörg die Verfügbarkeit, die Kostenvorteile und die flexible Lizensierung. Nachteile seien der Stand der Dokumentation, der Grad der Anwenderunterstützung (die nach Meinung des Verfassers sonst sehr positiv angeführt wird), die Mühe der Installation sowie der jeweils notwendigen Installationsvoraussetzungen sowie die englische Sprache. Für ihn muss der Schwerpunkt in der Ausbildung auf der Lösung von Aufgaben liegen, nicht in der Produktkenntnis. Studenten würden jedoch oftmals proprietäre Software bevorzugen, und man sollte auch die Unterstützung dieser Unternehmen für die Hochschulen nicht vergessen.
“Hydroweb: an Open Source educational WebGIS platform for the understanding of spatio-temporal variations of meteorological parameters at the watershed scale” wurde von Stéphane Joost (EPFL) vorgestellt. Dabei werden Schüler an die Modellierung von Einzugsgebieten und Wasserscheiden herangeführt. Die Anwendung kann leicht installiert werden, beruht sie doch auf Scalable Vector Graphics (SVG) und braucht nur einen Webbrowser als Laufzeitumgebung.
“Establishing a new Center of Excellence for the Free and Open Source Software for GIS (FOSS4G)” war das Thema von Phillip Davis, US National Geospatial Technology Center of Excellence (GeoTech Center), United States. Die Vision ist es, “to establish a vibrant community of educators, learners, and users of Free & Open Source Software for Geospatial applications.”. Dabei sollen in großem Maße Online-Kurse entwickelt und angeboten werden, „to help meet America’s need for a well educated Geospatial Technology workforce.“. Die Kurse orientieren sich am Geospatial Technology Competency Model. Dabei kommen Anbieter wie Coursera ins Spiel (https://www.coursera.org/), über die diese Kurse angeboten werden sollen. Vorbild sind MOOCs (Massive Open Online Courses). Es wird von Kursen berichtet, in die über 100.000 Studenten eingeschrieben sind. Aufgrund der Schulden, den eine akademische Ausbildung in vielen Ländern von eingeschriebenen Studenten in vielen Fällen aufbürdet, stellen diese Kurse eine kostengünstige Alternative da. Zu Recht aber die Frage eines Zuhörers, wie es dann mit der Bezahlung der Lehrenden aussehen wird.
Als nächster sprach Barend Köbben (ITC – University of Twente, Faculty of Geo-Information Science and Earth Observation, Netherlands) über Erfahrungen bei “Design and implementation of a distance education course on open source web mapping”, der im Rahmen von EduServ10 kostenpflichtig angeboten wird. Die Kursgestaltung folgt dem ICARE-Prinzip (Introduce, Connect, Apply, Reflect, Extend). Für die Erstellung der Kursunterlagen wird LaTeX, als Software werden PostGIS, MapServer und browserbasierte Mapping-Anwendungen eingesetzt.
Der Nachmittag wurde von Gérard Hégron (Scientific Director in charge of sustainable city, French Institute of Science and Technology for Transport, Planning and Networks IFSTTAR/IRSTV, France, http://www.ifsttar.fr/) mit dem Vortrag “The open source GIS, an ideal framework for the development of and integrated modelling platform devoted to sustainable urban planning: first steps with OrbisGIS and CartoPolis” eingeleitet.
Anschließend stellten in Form von Ignite Talks die Autoren der Posterpräsentationen ihre Beiträge vor. Ein interessanter Ansatz – somit waren die Poster doch auch in Form kürzerer mündlicher Beiträge präsent. Besonders beeindruckend fand der Verfasser den Beitrag „Multimodal Planner: From Prototype to Production“ von Franciso José Peñarrubia. Der Routenplaner integriert öffentlichen Nahverkehr, Fahrradpools und Fußgängerstrecken auf der Grundlage von OpenTripPlanner (https://github.com/openplans/OpenTripPlanner/wiki). Teerayut Horanont stellte Ansätze zum Data Mining mittels Hadoop vor. Olivier Ertz sprach über „Collaborative authoring and polypublication of cartographic content”. Geodaten werden für unterschiedliche Zielgruppen in unterschiedlichen Formaten publiziert. Dabei kommen OGC Symbology Encoding, DOMPDF und das Symfony Framework zum Einsatz.
Der Nachmittag war gefüllt mit angeleiteten Diskussionsrunden zu den folgenden Themen:
- Urban remote sensing and environmental indicators (Chair: Pr. Elizabeth Wentz): This discussion group was motivated by a workshop organized by the discussion leader on urban remote sensing held in Arizona, USA in April 2011. One of the primary outcomes of the workshop was to identify the gaps in knowledge and research opportunities in urban remote sensing. A second outcome was insight that remote sensing scientists needed to engage with a larger research community, such as the participants at this conference.
- Academic reseach and open source software to serve open standards development (Chair: Pr. Olivier Ertz): The outcomes of the discussion shall contain some arguments for all bodies, standards organizations, organizations funding research and innovation, researchers and research organizations and evaluation agencies.
- What licence should be used to release software or data produced in an academic context? (Chair: Eric Grosso): „When research is funded with a public grant, what licence should be used to release software or data produced in an academic context?“
- Spatial Data Infrastructures in developing countries: Is Open Source a solution? (Chair: Dr. Gregory Giuliani, Yaniss Guigoz): We will consider in this discussion the current situation in Africa in terms of the various components of the SDI framework : the status of the legislation on data sharing and SDI, the existence of executive bodies linked to SDI, the trend in teaching about SDI and more generally about GIS, and the current participation of African countries to international SDI initiatives such as GEOSS and Eye On Earth. The existing status of the technical enablers of SDI, such as the availability of broadband access, the variety of mobile devices to access data, and the potential forexisting at portal to fully adopt international standards for data sharing, will also be taken into account.
- GIS, from crowdsourcing to decision-making : research challenges, perspectives and emergences (Chair: Pr. Stéphane Roche, Dr Matthieu Noucher)
Es ist zu hoffen, dass die Veranstalter noch die Zusammenfassungen auf der Website publizieren. Die Diskussionsansätze finden Sie hier.
Der Tag schloss mit einem gemeinsamen Abendessen im traditionsreichen Grand Hôtel des Bains.
Teil 2 lesen Sie hier.