Der Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV)
Es gibt gelungene Vorbilder: Der Verbreitung und Nutzung von amtlichen Geobasis- und Geofachdaten stehen komplizierte, unterschiedliche und zu hohe Gebührenregelungen entgegen. Hier sollte schleunigst erkannt werden, dass der Wert der mit enormem Aufwand erstellten Daten vom Liegenschaftskataster über topografische Daten, Angaben zur Landnutzung oder der zahlreichen kommunalen Geodatenbestände nur gehoben werden kann, wenn er offen zur Verfügung gestellt wird. Nur dann nützt er den Bürgerinnen und Bürgern und entspricht seinem Zweck. Der Bund sowie die Länder Hamburg und Berlin sind Vorreiter und verzeichnen einen großen Erfolg. Nordrhein-Westfalen wird voraussichtlich in Kürze einen ähnlichen Weg gehen, auch in Thüringen reifen die Umsetzungsschritte.
Gebühren- und Lizenzregelungen abschaffen: Auf die aktuell bestehenden, vergleichsweise geringen Einnahmen aus dem Vertrieb der Geodaten sollte zugunsten der Nutzung des Datenschatzes amtlicher Geodaten verzichtet werden – für Landes- und kommunale Daten, für Geobasis- und Geofachdaten, für einfache und strukturierte Daten sowie für Rohdaten und auch bereits veredelte Daten oder Dienste. Bereitstellungs- und Gebührenregelungen sollten auf ein absolutes Minimum reduziert werden.
Es liegen inzwischen allgemeingültige, freie Lizenzregelungen vor (Creative Commons oder Datenlizenz Deutschland), die eine freie Nutzung der Geodaten ermöglichen und somit die Verbreitung fördern. Nur so wird aus der Daseinsberechtigung der Verwaltungen eine echte Dienstleistungsversorgung für die Bürger.
Offene Geodaten sind Wirtschaftsförderung: Sie unterstützen durch Analyse und Darstellung die Entscheidungsfindung bei möglichen Ansiedelungen. Gleichzeitig wird das Risiko von Fehleinschätzungen minimiert. Offene Daten können zudem durch Start-Ups genutzt werden. Innovative Ideen, von denen die Datenhalter bisher gar nicht träumen, werden durch Dritte umgesetzt – ob mit wirtschaftlichem Interesse oder zur freien Nutzung. Die volkswirtschaftlichen Effekte selbst konservativer Schätzungen gehen z. B. von Mehrwerten in Höhe mehrerer Millionen Euro für Berlin aus. Freie Datenzugänge sind hilfreich bei Firmenansiedelungen, in Fragen der Freizeitgestaltung oder tragen zur allgemeinen Bildung und Information bei. Zu Ende gedacht stärken diese Effekte den Verbraucherschutz.
Deutschland hinkt: Bürokratieabbau ist nicht nur Schlagwort, sondern zielorientiertes Handeln. Open Data unterstützt dieses Ziel, da u. a. Erörterungen über Gebührenregelungen, zahlreiche Gebührenbescheide oder aufwändige Mahn- und Vollstreckungsverfahren entfallen. Arbeitsabläufe können verschlankt und Kunden einfacher bedient werden.
In Sachen Open Data liegt Deutschland hinter einem Großteil der Industrienationen deutlich zurück. Im Open Data Index der Open Knowledge Foundation liegt Deutschland nur noch auf dem 26. Platz – auch aufgrund mangelnder Transparenz zu Landeigentumsdaten.
Transparenz schaffen und stärken: Vermeintlich sinnvolle Ausgaben werden von anderen Stellen als Verschwendung angesehen. Die Transparenz, die durch Open Data erreicht wird, lässt eine offene Diskussion über Sinn und Unsinn zu und führt so letztlich zu mehr Beteiligung, mehr politischem Interesse, mehr Meinungsbildung, mehr Gemeinschaftlichkeit, mehr gegenseitigem Verständnis und mehr Vertrauen.
Datenschutz ist dabei sicherlich ein hohes Gut, bestimmte personenbezogene Daten müssen geschützt bleiben. Transparenz sollte jedoch ein ebenso hohes Gut sein. Politische Diskussionen zum Daten- und Persönlichkeitsschutz sind notwendig. Einerseits liegt der Schutz des Persönlichkeitsrechtes z. B. der Beschäftigten der Stadtreinigung auf der Hand. Eine öffentliche Echtzeitkarte über den Standort und die Route der Müllfahrzeuge kann für die Bürger von teils großem Nutzen sein. Städte wie Helsinki oder Wien gehen seit einigen Jahren konsequent den „Open-Data-Weg“ und stellen alle Daten zur Verfügung. Mit großem Erfolg, so dass die Daten bereits mit Öl und Gold verglichen werden – mit die kostbarsten Rohstoffe. Auch national gibt es einzelne lokale Bestrebungen, die Open Data als Grundgedanke umsetzen, wie z.B. Köln, Moers, Bonn oder Braunschweig. Diese guten Beispiele und Erfahrungen sollten als Vorbild für weitere kommunale Umsetzungen dienen.
Geben Sie Ihre Daten frei und sie werden genutzt: Bill Clinton ist mit der Freigabe der GPS-Signale einen wichtigen Schritt zu Open Data gegangen, ohne den heute selbstverständliche und weit verbreitete Navigationsanwendungen nicht möglich wären. Barack Obama hat unmittelbar nach seinem Amtsantritt das Thema als eines der wichtigsten Ziele formuliert. Die G8 haben bereits im Juni 2013 die Open-Data-Charta beschlossen, bei der sich alle acht Staaten zu einer breiten Veröffentlichung von Verwaltungsdaten im Sinne von „Open Data“ bekannt haben. Das politische Bekenntnis ist offensichtlich vorhanden. Leider sind bisher nur einzelne oder zaghafte Entwicklungen erfolgt.
In sogenannten Hack-Days („Hackathons“) werden offene Daten zu neuen Anwendungen verarbeitet, Themen werden neu und somit verständlich aufbereitet, Informationen verschnitten und bestenfalls auf Karten präsentiert. Die Kommission für Geoinformationswirtschaft hat jüngst die Potenziale für die Wirtschaft zusammenfassend veröffentlicht und beschreibt den Nutzen von offenen (Geo-)Daten. Ähnlich deutlich stellt die Konrad-Adenauer-Stiftung das volkswirtschaftliche Potential für Deutschland durch „Open Data. The Benefits“ heraus.
„Ohne Geodaten macht die Open.NRW-Strategie keinen Sinn“, hat Hartmut Beuß, Beauftragter der NRW-Landesregierung für Informationstechnik (CIO) den Stellenwert der Geodaten im Megatrend Open Data verdeutlicht und die Diskussion zusammengefasst.
Open Geo-Data – erst der Raumbezug macht offene Daten einfacher auffindbar und somit zugänglicher sowie schnell evaluierbar und leichter teilbar. Erst dadurch erfahren die bisherigen Investitionen in die existierenden Geodaten und Geodateninfrastrukturen (GDI) eine breitere Nutzung.
Open Geo-Data bedeutet
- Transparenz
- Beteiligung
- Zusammenarbeit
- Wirtschaftsförderung
- Arbeitsentlastung bei Behörden
- Bürgerservice
- Verbraucherschutz.
Das Bundesinnenministerium hat jüngst eine Studie zur Abgabe öffentlicher Verwaltungsdaten vorgelegt. Staatssekretär Klaus Vitt erklärte: „Wir werden dafür sorgen, dass die öffentlich finanzierte Dateninfrastruktur künftig noch besser genutzt werden kann.“ Es wird Zeit, dass für die Geodaten den Worten nun auch Taten folgen – insbesondere durch die Länder und Kommunen.
„Gehen auch Sie diesen Weg! Für eine unterstützende Beratung steht der VDV gerne zur Verfügung.“, erklärt Burkhard Kreuter, VDV-Geschäftsführer